Die Gesundheitsvisionen

Im Bild links: „The Medical and Surgical Sanitorium“ (Das medizinische und chirurgische Sanatorium), Battle Creek, Mich., gegr. 1866 II rechts: Das Haus von James und Ellen White

Woher Siebenten-Tags-Adventisten Bescheid wissen

Siebenten-Tags-Adventisten werden oft für ihren gesunden Lebensstil beispielhaft erwähnt. Im November 2005 veröffentlichte Dan Buettner im National Geographic Magazine seine Studien darüber, was Menschen ein langes Leben beschert. In seinem Artikel stellt er die „Blue Zones“ vor und zählt auch die Siebenten-Tags-Adventisten in Loma Linda, Kalifornien, dazu. So werden die Reformen, die Ellen White vor fast 170 Jahren begann, von verschiedenen Seiten wissenschaftliche und empirische bestätigt. In diesem Beitrag möchte ich kurz erzählen, woher Siebenten-Tags-Adventisten Bescheid wissen.

Der Anfang

Im 19. Jh. wurden noch zur Behandlung von Krankheiten mittelalterliche Methoden angewandt. Fast jeder Patient wurde zunächst erstmal zur Ader gelassen, also ein kontrollierter Blutverlust durchgeführt. Bei Atemwegserkrankungen wurden Patienten z.B. das Rauchen empfohlen. Ärzte verschrieben „Drugs“ mit Quecksilber und anderen Giften. So wussten auch die Pioniere der Adventbewegung nur wenig über die Ursache von Krankheiten, deren Behandlung und noch weniger über den Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit.

Als Jesus im Oktober 1844 widererwartend nicht gekommen war, formierte sich eine kleine Gruppe, die weiterhin an die Wiederkunft glaubte. James White (1821-1881) und Ellen Harmon (1827-1915) engagierten sich neben anderen, um die enttäuschten Adventisten zu ermutigen und zu sammeln. Oft erzählte Ellen Harmon, was sie im Dezember 1844 (kurz nach ihrem 17. Geburtstag) in einer Vision gesehen hatte (siehe hier). Im Herbst 1846 überzeugte Joseph Bates (1792-1872) durch seine Broschüre das inzwischen vermählte Paar vom biblischen Siebenten-Tags-Sabbat. Die kleine Herde wuchs und traf sich zu sogenannten „Sabbatkonferenzen“. Die erste war im April 1848 in Rocky Hill, Connecticut. Da saßen einige, die Schweinefleisch aßen, Tabak rauchten oder „schnupften“, Getränke mit Koffein oder Alkohol tranken, etc. Aber das war im April 1848 noch kein Thema. Da ging es um Glaubenspunkte wie Sabbat, himmlisches Heiligtum, Wiederkunft Jesu, Gabe der Weissagung, etc.

Am 18. November 1848 hatte Ellen einen Auftrag an ihren Mann James: er solle jetzt mit einer Zeitschrift beginnen (The Present Truth). Genau zu dieser Zeit, im Herbst 1848, wurde Ellen von Gott gezeigt, wie schädlich Tabak, Tee und Kaffee (Koffein) sind und deshalb nicht konsumiert werden sollten. Das wurde aber nicht sofort zum Thema in den Zeitschriften. Für Joseph Bates waren diese Dinge nicht neu. Er hatte bereits 1821 (im Alter von 29 Jahren) dem Alkohol und Tabak entsagt und ab 1843 ernährte er sich vegetarisch. James und Ellen verwendeten ohnehin keinen Tabak und tranken nichts mit Koffein. Andere jedoch brauchten jetzt Gebetsunterstützung, um von diesen Suchtmitteln loszukommen (vgl. 1Bio 224.340-342).

Ein weiteres Puzzleteil

Sechs Jahr später – im Februar 1854 – lebte Familie White in Rochester, New York. Sie hatten inzwischen zwei Buben: Henry (6) und Edson (4). Ellen war wieder schwanger und erwartete Ende August ihren dritten Sohn (William). Seit 2 Jahren druckten sie Zeitschriften mit ihrer eigenen Druckerpresse, hatten einige Helfer im Haus und das Verlagswerk florierte. Nun erhielt Ellen ein weiteres Puzzleteil zum Thema Gesundheit. Es ging um Sauberkeit, schwere Kost und Feingebäck. Ellen berichtet: „Dann sah ich einen Mangel an Sauberkeit unter den Sabbathaltern. … Dann wurde mir gezeigt, dass der Appetit gezügelt und schwere Speisen nicht zubereitet werden sollen. … Esst weniger Feingebäck. Nehmt einfache Speisen [Vollwertnahrung] ohne tierische Fette zu euch.“ (Ms3-1854-Feb-12) Was u.a. damit gemeint war, wird in dem Buch Ministry of Healing (In den Fußspuren des großen Arztes) deutlich, dass 1905 erschien: „Gewöhnlich wird in unserer Ernährung bei weitem zu viel Zucker verwendet. Kuchen, süße Nachspeisen, Konditorgebäck, Gelees und Marmeladen bilden häufig die Ursache für Verdauungsstörungen. Besonders schädlich sind Vanillepuddings und Nachspeisen, deren Hauptbestandteile Milch, Eier und Zucker sind. Die reichliche gleichzeitige Verwendung von Milch und Zucker sollte vermieden werden.“ (FA 306) 1871 schrieb Ellen White: „Nach der mir zuteil gewordenen Erkenntnis ist zuviel Zucker schädlicher als Fleisch.“ (Sch1 173)

NEWSTART

In den Jahren nach 1854 diskutierten die sabbathaltenden Adventisten vor allem über Gemeindeorganisation. Im Herbst 1855 zog Familie White nach Battle Creek, Michigan, wo sich in den nächsten Jahrzehnten viele Adventisten ansiedelten und große Häuser bauten. Die kleine Herde zählte inzwischen einige Tausend und musste sich organisieren. 1860 wurde eine Verlagsgesellschaft unter dem Namen „Siebenten-Tags-Adventisten“ gegründet. Dann brach 1861 in Amerika der Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) aus und mitten im Krieg, am 21. Mai 1863, gründete sich die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sechszehn Tage später, am 6. Juni 1863, ein Sabbat, offenbarte Gott Ellen White in Otsego, Michigan, die Beziehung zwischen dem körperlichen Wohlergehen und der geistlichen Gesundheit. Was das alles einschließt, wird in dem Akronyme NEWSTART bzw. WERTVOLL sehr gut zusammengefasst.

Ellen veröffentlichte die Vision in sechs Artikeln unter dem Titel How to Live. Sie war vorher noch niemandem begegnet, der sich mit Gesundheitsreformen auskannte, noch hatte sie irgendein Material darüber gelesen. Sie berichtet: „Wo auch immer ich das Thema Gesundheit präsentierte, sei es in Michigan, New England oder im Staat New York, und gegen Drogen [sie meint damit die damaligen giftigen Medikamente] und Fleischnahrung sprach und auf reines Wasser, saubere Luft und gesundes Essen hinwies, wurde mir oft gesagt: ‚Du vertrittst fast die gleichen Ansichten, die in den Laws of Life und sonstigen Veröffentlichungen von Dr. Trall, Dr. Jackson und anderen verkündigt werden. Hast du diese Schriften und Werke gelesen?‘
Ich antwortete, dass ich sie weder gelesen habe noch lesen werden, bis ich alle meine Visionen niedergeschrieben habe, damit niemand sagen kann, ich hätte mein Licht über das Gesundheitsthema von Ärzten und nicht vom Herrn erhalten.
Nachdem ich meine sechs Artikel für How to Live verfasst hatte, durchforschte ich die verschiedenen Werke über Hygiene und war überrascht, sie in solcher Übereinstimmung mit dem zu finden, was der Herr mir offenbart hat. Um diese Harmonie zu bekunden und meinen Brüdern und Schwestern das Thema so zu präsentieren, wie es von befähigten Schriftstellern verfasst wurde, entschloss ich mich, How to Live zu verlegen und darin weitgehend Auszüge aus den Werken zu bringen, auf die ich mich bezog.“ (RH 8. Okt. 1867)

Ellens Erfahrung

Was Ellen da gesehen hatte, versuchte sie auch in ihrer Familie umzusetzen. Sie reduzierten sich auf zwei Malzeiten am Tag. Ihre eigene Gesundheit war oft so geschwächt gewesen, dass sie mehrere Tage im Bett verbrachte. Sie litt noch an den Folgen des „Unfalls“, den sie in ihrer Kindheit hatte. Sie selber aß gerne Fleisch, weil sie dachte, dadurch Kraft zu bekommen. Doch Gott hatte ihr gezeigt, dass Kraft woanders zu finden ist und nun sollte es ab sofort kein Fleisch mehr geben, dafür aber reichlich Gemüse und Vollkornbrot. Aber das bekam sie am Anfang nicht herunter. Nachdem sie so drei Mahlzeiten ausgelassen hatte, sagte sie ihrem Magen: „Ich will einfache Kost oder ich will nichts essen! Magen, du wirst so lange warten, bis du Brot essen kannst!“ Nach einer weiteren Fastenzeit konnte sie bald Brot und Gemüse essen. Es dauerte nicht lange, bis sie sich an diese einfache und schonende Kost gewöhnte und dadurch an Gesundheit und Kraft gewann. Sechs Monate darauf schrieb sie, dass ihre Gesundheit nie besser gewesen und die Schwächeanfälle vorbei wären (2T 371f).

Weihnachten 1865

Ellen erlebte in ihrer eigenen Familie 3 Schicksalsschläge. Ihr vierter und jüngster Sohn John Herbert starb 1860 mit 3 Monaten an Tuberkulose. Ihr ältester Sohn Henry Nichols starb mit 16 an Lungenentzündung. Ihr Ehemann James war ein Workoholiker und erlitt am 16. August 1865 seinen ersten Schlaganfall. Er war zu dieser Zeit Präsident der Generalkonferenz. Ellen kümmerte sich liebevoll um ihren Mann. Im Institut von Dr. James C. Jackson (Our Home on the Hillside) verbrachten sie 3 Monate, wo James langsam wieder zu Kräften kam.

Zurück in Battle Creek zeigte Gott Ellen genau am 25. Dezember weitere Details zum Thema Gesundheit. Diesmal gab der Herr der Gemeinde den Auftrag, eine eigene Gesundheitsinstitution zu errichten. Das Western Health Reform Institut wurde am 5. September 1866 eröffnet. Im nächsten Jahr brauchten sie mehr Platz, weil immer mehr Patienten anrückten. Zehn Jahre nach der Gründung übernahm 1876 der junge Arzt John H. Kellogg (1852-1943) die Leitung, gab dem Haus den Namen Battle Creek Sanitarium und baute es immer weiter aus. „The San“ wurde über Amerika hinaus bekannt und von namhaften Persönlichkeiten besucht.

Extreme vermeiden!

Es gibt noch zwei weitere Visionen, die erwähnenswert sind. Verliert man das Prinzip der Gesundheitsreform aus den Augen, wird es unausgewogen und extrem. Manche waren damals in ihrer Lebensweise so einseitig, dass sie sich und anderen Schaden zufügten. Am 25. Oktober 1868 zeigte dies Gott Ellen White in einer Vision und warnte davor (veröffentlicht in 2T 377-390).

Doch damit konnten diejenigen, die es mit der Gesundheitsreform nicht so genau nahmen, ihren eher lockeren Lebensstil rechtfertigen. So sprach Gott zu Ellen White am 10. Dezember 1871 und betonte die Gesundheitsreform wieder.

Letztlich geht es ja darum, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist steckt. Ellen White wurde gezeigt, dass Krankheit und Leid in den meisten Fällen nichts anderes ist, als dass die Natur versucht, die Übertretung der Naturgesetze zu überwinden. Sie betont, dass die Gesundheitsreform der rechte Arm der Dreiengelsbotschaft ist. Unser Verstand (engl. „mind“) muss sauber und gesund sein, damit wir Gottes Willen besser verstehen können. So muss auch unser Körper stark und gesund sein, damit wir Gottes Willen tun können. Durch eine gesunde Lebensweise können wir unsere Beziehung zu Gott vertiefen. Das wirkt sich positiv auf unser Umfeld aus. So werden wir als Zeugen für Gott in seinem Werk immer brauchbarer. Die Gesundheitsreform wurde weder kopiert noch gegeben, um dir zu schaden. Sie kommt von Gott und der Herr, der Schöpfer von Himmel und Erde, weiß am besten, was gut für dich ist. Er macht keine Fehler! Aber vergiss nicht, dass es ein Gesamtpaket ist. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört auch Bewegung, Sonnenlicht, frische Luft, reichlich Wasser und Ruhe. Verzichte auf das, was dir schadet und vertraue Gott! Gebrauche deinen (gesunden) Menschenverstand und vermeide Extreme!

Lies hier weiter: Die wichtigsten Jahreszahlen zur Gesundheitsreform.

Hinweis: Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift Salvation & Service, Ausgabe 3, 2017, Nr 51, S. 49-52

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